Digitale Transformation: Was viele Unternehmen übersehen.

Unternehmen investieren in moderne Technologien, arbeiten agil und verfolgen klare Strategien. Trotzdem bleibt der Erfolg in Bezug auf die digitale Transformation oft aus. Was Organisationen stark macht – jenseits von Tools und Methoden.

Viele Unternehmen glauben, in Sachen digitale Transformation bereits gut aufgestellt zu sein. Die Strategie steht, moderne Tools sind eingeführt, die Teams arbeiten agil. Und trotzdem bleibt der digitale Durchbruch aus. Einführungsprojekte geraten ins Stocken, die teuer angeschafften Tools werden oft nicht so integriert genutzt, wie es möglich wäre und die erhofften Effizienzsteigerungen bleiben aus. Woran liegt das?

Nur selten scheitert es an fehlenden Ideen oder Werkzeugen. Viel gravierender ist eine gefährliche Fehleinschätzung: das Gefühl, bereits auf dem richtigen Weg zu sein – obwohl entscheidende Voraussetzungen noch nicht geschaffen wurden.

Wer davon ausgeht, dass moderne Technologien, agile Methoden und ein verabschiedeter Strategieplan bereits den Status „digital transformiert“ bedeuten, wiegt sich in trügerischer Sicherheit. Genau diese Illusion der Vorbereitung wird schnell zur größten Hürde auf dem Weg zu echtem Fortschritt. Denn zwischen digitalen Initiativen und spürbarer Wirkung klafft oft eine Lücke. Sie entsteht dort, wo Führung unklar bleibt, IT und Business nicht ausreichend verzahnt sind und der Transfer ins operative Tagesgeschäft stockt.

Das zeigt: Digitale Transformation ist kein Selbstläufer – auch dann nicht, wenn auf dem Papier alles gut aussieht. Entscheidend ist, wie konsequent Unternehmen die Faktoren adressieren, die tatsächlich Wirkung entfalten. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf genau diese zentralen Hebel und zeigen, worauf es jetzt ankommt. 

1. Führung entscheidet: Vision und Haltung statt Aktionismus

Digitale Transformation beginnt nicht mit Tools; sie beginnt vielmehr im Kopf. Genauer gesagt: im Mindset der Führungsebene. Strategien lassen sich formulieren, Technologien einkaufen, Methoden einführen. Aber ohne eine klare Haltung und gelebte Führung bleiben diese Initiativen Stückwerk.

Eine digitale Kultur lässt sich nicht verordnen. Sie entsteht dort, wo Führungspersönlichkeiten mutig vorangehen, Verantwortung übernehmen und auch Unsicherheit aushalten können. Wer Innovation fordert, muss auch Fehler zulassen. Wer Agilität will, muss Orientierung geben. Wer Wandel erwartet, muss ihn selbst vorleben.

Oder anders gesagt: „Ich kann Kultur nicht anordnen. Aber ich kann sie vorleben.“ Genau hier liegt der oft übersehene Unterschied. Kultur entsteht nicht durch Maßnahmen allein, sondern durch das tägliche Verhalten, besonders das der Führung. Ohne glaubwürdiges Vorbild bleibt jede Veränderung oberflächlich. 

Handlungsempfehlung:

Übernehmen Sie aktiv Verantwortung für den kulturellen Wandel in Ihrem Unternehmen. Fördern Sie Offenheit, Orientierung und Verantwortungsbereitschaft im Führungsteam. Veränderung beginnt bei Ihnen und braucht die gemeinsame Haltung Ihres gesamten Führungsteams. 

2. Technologie mit Wirkung: Zwischen Produktivität und Kundenerlebnis

Cloud-Lösungen, Automatisierung und KI bilden heute die technologische Basis für digitale Transformation. Dennoch schöpfen viele Unternehmen ihr Potenzial nicht aus. Denn Technologie allein verändert noch nichts. Entscheidend ist, wofür und wie sie eingesetzt wird und welchen konkreten Mehrwert sie schafft.

Besonders wichtig ist die Unterscheidung zwischen interner Effizienz und externer Wirkung. Während das eine auf Produktivität und Kostensenkung zielt, schafft das andere neue Erlebnisse für Kunden und legt damit die Grundlage für Wachstum und Differenzierung.

Beispiele aus der Praxis machen den Unterschied deutlich. In der Medizin beschleunigt ein automatisierter, verständlicher Entlassungsbrief nicht nur interne Abläufe, sondern verbessert auch das Patient:innenerlebnis. In der Versicherungsbranche kann KI-Unterstützung zu spürbar mehr Kundenzufriedenheit führen. 

Handlungsempfehlung: 

Prüfen Sie bei jeder technologischen Initiative, ob sie lediglich Effizienzsteigerung bringt oder echten Business Value erzeugt. Richten Sie Ihre Technologieentscheidungen konsequent an strategischen Zielen und Kundenerlebnissen aus. Wirkung entsteht dort, wo Technik Geschäftsmodelle stärkt, nicht nur Prozesse beschleunigt. 

3. Governance und Change: Struktur schafft Spielraum

Wer eine klare Strategie verfolgt und die passenden Technologien einsetzt, muss sicherstellen, dass beides im Alltag tragfähig umgesetzt wird. Dafür braucht es Governance, nicht als bürokratische Hürde, sondern als wirksames Steuerungsinstrument.

Governance bedeutet, dort Leitplanken zu setzen, wo sie Orientierung geben, und gleichzeitig neue Räume zu schaffen, in denen neue Ideen entstehen können. Besonders wichtig sind dabei eine durchdachte Datenstrategie, moderne Architekturkonzepte und die Fähigkeit, Daten in Echtzeit verfügbar zu machen. Echtzeitfähigkeit ist längst zur Erwartung geworden. Vor allem im Umgang mit KI.

Ebenso gilt: Keine Transformation ohne Change. Veränderung beginnt in der Führung, muss aber aktiv begleitet werden. Ob durch interne Teams oder mit externer Unterstützung – professionelles Change Management sorgt dafür, dass aus Strategien gelebte Veränderung wird. 

Handlungsempfehlung:

Etablieren Sie eine Governance, die Orientierung gibt und Innovation nicht behindert. Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten, fördern Sie Daten- und Architekturkompetenz und stellen Sie sicher, dass Transformation als kontinuierlicher Prozess begleitet wird und nicht nur als einmalige Maßnahme.

4. Fusion Teams: Verantwortung neu denken

Ein vielversprechender Ansatz, um Silostrukturen aufzubrechen und die Lücke zwischen IT und Business zu schließen, sind sogenannte Fusion Teams. Diese interdisziplinären Einheiten vereinen Fachbereiche, IT und Operations mit einem gemeinsamen Ziel: digitale Produkte und Services erfolgreich am Markt zu positionieren.  

Dabei steht nicht die interne Prozessoptimierung im Fokus, sondern der konkrete Kundennutzen. Fusion Teams übernehmen die vollständige Verantwortung für ein Produkt – von der ersten Idee über die Entwicklung bis hin zu Betrieb, Vermarktung und wirtschaftlichem Erfolg. Das schließt Umsatz, Wachstum und Profitabilität ausdrücklich mit ein. So leisten sie einen direkten Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Besonders wirkungsvoll werden Fusion Teams, wenn sie nicht nur funktionsübergreifend, sondern auch unternehmerisch denken und handeln. Voraussetzung dafür sind ein gemeinsames Budget, klar definierte Ziele und eine durchgehende Verantwortung über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.

Fusion Teams sind kein Allheilmittel. Doch sie bieten die Chance, Technologie und Geschäftsstrategie konsequent zu verbinden und so ein Betriebsmodell zu schaffen, das digitale Innovation langfristig möglich macht. 

Handlungsempfehlung:

Setzen Sie gezielt auf interdisziplinäre Teams mit echter Ergebnisverantwortung. Schaffen Sie die strukturellen Voraussetzungen, damit IT, Business und Operations gemeinsam entlang des Wertstroms arbeiten können. Der Schlüssel dafür sind Budget- und Umsatzverantwortung.

Fazit: Von der Strategie zur Wirkung

Digitale Transformation endet nicht mit der Einführung neuer Tools oder Methoden. Sie beginnt dort, wo Unternehmen bereit sind, ihr Denken, ihre Strukturen und ihre Zusammenarbeit grundlegend zu hinterfragen.

Wer Wirkung erzielen will, muss die Transformation als Betriebsmodell verstehen – getragen von Führung, technologiegestützt und strategisch verankert im Alltag. Es geht nicht um mehr Digitalisierung. Es geht um mehr Wirksamkeit. Die entscheidende Frage ist also nicht: Sind wir bereit? Sondern: Sind wir bereits wirksam? 

Sie möchten Ihre digitale Transformation wirksamer gestalten? 

Wir unterstützen Sie dabei, Strategie, Technologie und Organisation gezielt miteinander zu verbinden. 

Nehmen Sie jetzt Kontakt mit uns auf!

Kontakt

Sven Kreimendahl

Associate Partner | IT Strategy & IT Transformation