26.09.2024

Low-Code vs. High-Code: Entscheidungsunterstützung für Business-Projekte.

Low-Code oder High-Code? Unsere Studie mit der TU Darmstadt zeigt, welche Kriterien für die richtige Wahl bei Unternehmensanwendungen entscheidend sind.

C = 01000011; O = 01101111; D = 01100100; E = 01100101 — das ist die binäre Darstellung des Wortes „Code”. Hinter dem Coden steckt jedoch weit mehr, als nur das geschickte Aneinanderreihen von Nullen und Einsen. Das effektive Nutzen von Coding-Technologien ist in der heutigen Geschäftswelt für Unternehmen wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Low-Code-Plattformen bieten hierbei eine vielversprechende Möglichkeit, Anwendungen zu entwickeln, ohne tiefgehende Programmierkenntnisse zu erfordern. Trotz der Vorteile von Low-Code-Plattformen zeigt die bestehende Fachliteratur und Praxis jedoch auch deren Grenzen auf. Vor diesem Hintergrund haben wir untersucht, welche Entscheidungskriterien für die erfolgreiche Entwicklung von Unternehmensanwendungen mittels Low-Code oder High-Code von Relevanz sind.

Unsere Studie ist im Rahmen einer Industriepromotion zum Thema digitaler Arbeitsplatz, in Kooperation mit der TU Darmstadt, entstanden. Darin haben wir entscheidungsrelevante Kriterien für oder gegen die Nutzung von Low-Code identifiziert, die als Guideline für einen geplanten Anwendungsfall herangezogen werden können. 

Ein kurzer Überblick: Warum Unternehmen die richtige Entscheidung treffen sollten

Da sowohl Low-Code als auch High-Code jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen, wird es für Unternehmen immer wichtiger, eine fundierte Entscheidung zwischen diesen Optionen zu treffen, um effektive Ergebnisse zu gewährleisten. Eine unüberlegte Wahl von Low-Code kann dazu führen, dass während der Anwendungsentwicklung festgestellt wird, dass High-Code erforderlich ist, was eine komplexe Umstellung nach sich ziehen kann. Daher ist Low-Code nur für bestimmte Anwendungsfälle geeignet. Dennoch sollten Unternehmen nicht immer High-Code bevorzugen, da Low-Code Vorteile wie eine einfachere Wartung und Anpassung durch Nicht-Programmierer bietet.

Fokus-Thema: Entscheidungsunterstützung zwischen Low-Code und High-Code

High-Code-Programmierung, auch bekannt als traditionelle textbasierte Programmierung, wird typischerweise mit Programmiersprachen wie C, C++, Python oder Java durchgeführt (Novales und Mancha 2023). Diese Art der Programmierung erfordert umfangreiche technische Fähigkeiten und den Umgang mit zahlreichen Codezeilen.  

Low-Code ist ein aktuelles Thema sowohl in der Wissenschaft als auch in der Industrie. Diese Form der Programmierung zeichnet sich durch die Verwendung von Drag-and-Drop in einer interaktiven grafischen Benutzeroberfläche aus. Dadurch können Mitarbeiter ohne umfangreiche Programmierkenntnisse (Citizen Developer), auch außerhalb der IT-Abteilungen, Anwendungen erstellen. Diese Personen können als „Nicht-IT-Professionals“ innerhalb von Unternehmen, leichte digitale Lösungen entwerfen, entwickeln und bereitstellen. In einigen Fällen wird jedoch zumindest ein gewisses technischen Grundverständnisses vorausgesetzt. In den letzten Jahren haben sich die Nachfrage und die Anwendungsbereiche für Low-Code stetig erweitert, beispielsweise für Datenbankanwendungen, mobile Anwendungen, Antragsbearbeitung und IoT. 

Was sind relevante Entscheidungsfaktoren?

Zu einer fundierten und transparenten Entscheidungsfindung zwischen Low-Code und High-Code können mehrere Faktoren herangezogen werden. Die nachfolgend vorgestellten Faktoren wurden im Rahmen einer Studie von Campana & Schott und der TU Darmstadt erhoben.

1. Use Case Komplexität

Die Komplexität des Anwendungsfalls ist das relevanteste Entscheidungskriterium zwischen Low-Code und High-Code. Dabei sollte sowohl die technische als auch die organisatorische Seite betrachtet werden. Technisch kann eine hohe Komplexität der Benutzeroberfläche oder eine gewünschte Offline-Funktionalität gegen die Verwendung von Low-Code sprechen. Wenn die Applikation genau Designvorgaben widerspiegeln soll, ist es empfehlenswert das Frontend mit High-Code zu gestalten, da Low-Code eine Beschränkung auf die Design-Elemente des Plattformanbieters mit sich bringt. Auf der Seite der Business-Kriterien steht der Grad der Präzisierung der umzusetzenden Applikation bei Projektstart. Je besser die benötigen Funktionalität im Vorfeld bekannt sind, desto eher kann Low-Code verwendet werden. Eine Voraussetzung ist dabei die Realisierbarkeit der technischen Ansprüche mittels der Low-Code Plattform, welche zuvor geprüft werden sollte. Zudem ist eine komplexe Rechtevergabe innerhalb der Anwendung durch unterschiedliche Rollenprofile mit LowCode schwer umsetzbar. 

2. Entwickler:innenkreis und Pflege

Die Programmiererfahrung der Entwickler:innen ist maßgeblich für die Entscheidung für Low-Code. Wenn die Erfahrung gering ist, bietet Low-Code eine Einstiegshilfe und erleichtert die Applikationsentwicklung. Gleichzeitig sollten die für die Wartung und Pflege verantwortlichen Personen ermittelt werden. Wenn die zu entwickelnde Applikation nicht von der IT-Abteilung betreut wird, lohnt sich der Gedanke Low-Code einzusetzen, denn bei Low-Code ist die Wartung und die Durchführung von kleinen Änderungen mit wenig Code-Zeilen möglich.

3. Daten: Volumen, Model, Kalkulationen

Ein hohes zu verarbeitendes Datenvolumen von Projektbeginn an oder die Erwartung eines starken Anstiegs des Datenvolumens sprechen für eine High-Code-Entwicklung. Auch sollte die Anzahl der integrierten Entitätstypen nicht zu groß sein, wenn Low-Code verwendet werden soll. Zudem sollte die Komplexität der Berechnungen auf den Daten beachtet werden. Komplizierte Kalkulationen können in High-Code zumeist besser umgesetzt werden.  

4. Performance und Skalierbarkeit

Wenn die geplanten Applikationen hohen Performance und Skalierungsansprüchen gerecht werden sollen, empfiehlt es sich High-Code zu verwenden. Low-Code ist sinnvoll, wenn die Applikation für einen vorher definierten Fall verwendet werden soll und keine stark zeitkritischen Funktionalitäten beinhaltet. 

5. Monetäres

Monetär sollte beachtet werden, dass Low-Code Plattformen zumeist auf einem Lizenzmodell beruhen, welches für jede:n Entwickler:in und/oder Nutzer:in einer kostenpflichtigen Lizenz bedarf. Sind diese Kosten im Vorfeld nur schwer kalkulierbar, sollte der Einsatz von High-Code in Erwägung gezogen werden.

Die vorgestellten Kriterien können bei der Planung eines Projektvorhabens zu Rate gezogen zu werden. Wenn Sie sich für Ihr spezifisches Projekt beraten lassen möchten, steht Ihnen Campana & Schott gerne zur Seite. 

Wie Campana & Schott sie bei der Realisierung Ihres Business-Projekts und der Entwicklung von Applikationen unterstützt

Als Technologie- und Managementberatung unterstützen wir Sie bei der Umsetzung Ihrer Visionen. Dazu stehen wir Ihnen gerne mit Low-Code und High-Code Expertise sowie langjähriger Projekterfahrung bei der Umsetzung Ihres Vorhabens zur Seite.  

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Kontakt

Anna Schätzle

Consultant - Transformation of Work