19.10.2022

Citizen Development – Entlastung und Enablement zugleich

Digitalisierung von der Basis aus stärkt die Innovationskraft im Unternehmen.

Der Fachkräftemangel in der IT sowie die Erhöhung der digitalen Fitness in der Belegschaft sind zwei der größten Hürden in der Digitalisierung, die Unternehmen mit Hilfe von Citizen Development meistern können. Erfahren Sie, wie Sie das Know-how aus den Fachabteilungen nutzen und mit der Erfahrung aus der IT kombinieren können, um das Unternehmen mit Citizen Development zukunftsfit zu machen.  

Allein bis 2025 werden weltweit etwa eine halbe Milliarde neue Applikationen entstehen. Das sind mehr als in den 40 Jahren zuvor, so die Studie „IDC FutureScape: Worldwide IT Industry 2020 Predictions“ (Oktober 2019). Diese Geschäftsapplikationen sind zentrale Bausteine in der Digitalisierungsstrategie eines Unternehmens. Der Bedarf wächst konstant und setzt die IT unter Zugzwang. 

Denn schon heute besitzt mehr als jedes dritte Unternehmen in Deutschland eine dünne (23 %) bis sehr dünne (14 %) Personaldecke in der IT. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Campana & Schott. Angesichts des Fachkräftemangels und der Belastung aus dem Tagesgeschäft kann die IT die Entwicklung und Verwaltung der Business Apps oft nicht mehr aus eigener Kraft stemmen.  

 

Apps entwickeln ohne Programmierkenntnisse

Einen Ausweg bietet die Befähigung der Fachbereiche, aktiv daran mitzuarbeiten, die eigene Digitalisierung voranzutreiben. Zum Beispiel kann die IT mit Hilfe von Low-Code- und No-Code-Plattformen engagierten Nutzern die Möglichkeit geben, selbst Anwendungen zu entwickeln, ohne zu programmieren.  

Dieses Versprechen von Citizen Development ist schon jahrzehntealt. Die verfügbaren Werkzeuge konnten es bislang allerdings nur unzureichend erfüllen, weshalb dieser Ansatz lange Zeit von IT-Profis eher belächelt wurde. Inzwischen sind die Plattformen deutlich gereift und zu einer ernstzunehmenden sowie in vielen Use Cases bereits bewährten Lösung geworden.  

So prognostiziert Gartner in seiner Studie „Forecast Analysis: Low Code Development Technologies“ (Januar 2021), dass bis 2025 rund 70 Prozent aller Applikationen auf einer Low-Code-Plattform aufsetzen. Und im kommenden Jahr soll es in großen Unternehmen schon viermal mehr aktive Citizen Developer geben als Profi-Entwicklerinnen und -Entwickler. 

Mit Hilfe geeigneter Tools können IT-affine Mitarbeitende aus den Fachbereichen eigenständig Applikationen und Prozessautomatisierungen umsetzen. Das reduziert nicht nur die Belastung für die IT, sondern sorgt auch für eine verbesserte Employee Experience und schafft Raum für Innovation direkt aus den Fachbereichen heraus. Wie die Einführung von produktiven Apps mit Citizen Development in der Praxis funktionieren kann, zeigt dieser Artikel anhand verschiedener Use Cases. 

 

IT muss Rahmenbedingungen definieren und Hilfestellung bieten

Tatsächlich wird Citizen Development seitens der IT oftmals recht kritisch gesehen: Zu groß ist die Angst vor Wildwuchs, zu präsent sind die Erfahrungen mit dezentraler Softwareentwicklung auf Basis von Legacy-Systemen, durch die Anwendungen zu Hunderten unkontrolliert aus dem Boden schossen. 

Doch dank der technologischen Weiterentwicklung ist diese Angst unbegründet. Die Einführung einer modernen, cloudbasierten Low-Code-Plattform eröffnet nämlich auch in Sachen Governance völlig neue Möglichkeiten. Wie sich das nutzen lässt, zeigt etwa dieser Artikel. Richtig aufgesetzt, wird die Plattform transparent und Lösungen sind kontrollierbar. Das löst viele schon länger bestehende Probleme. 

Entscheidend dabei ist, dass im Rahmen der Governance auch geklärt wird, wo die Grenzen des Citizen Developments liegen – nicht, dass ein Business User auf die Idee kommt, ein kleines eigenes ERP zu errichten. Letzten Endes gilt es also für die IT, geeignete Leitplanken zu setzen und diese den Citizen Developern nachvollziehbar zu vermitteln, um Schatten-IT zu vermeiden. Dabei sind neben Effizienz und Transparenz auch Sicherheit, Compliance und Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. So schafft die IT einen geeigneten Rahmen, in dem die Fachkolleginnen und -kollegen handeln können. 

Moderne Low-Code-Werkzeuge wie die Microsoft Power Platform, die sich auch in Microsoft Teams integrieren lässt, sind zwar sehr intuitiv in der Nutzung. Trotzdem müssen die künftigen Citizen Developer von der IT angesprochen, überzeugt, trainiert und motiviert werden. Geeignete Maßnahmen für das Adoption und Change Management sorgen dafür, dass Mitarbeitende eigene Lösungen entwickeln können. Dabei schaffen Aktionen wie der Aufbau von Communities, die Durchführung von Trainings, Hackathons oder Acceleratoren ein lang anhaltendes Momentum, so dass die Maßnahmen nicht nach wenigen Monaten wieder verpuffen. Erfahrene Partner können helfen, die richtigen Maßnahmen zu konzipieren und umzusetzen. 

Mit der Befähigung der Citizen Developer hat die IT einen enormen Hebel in der Hand, um über die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaus zu skalieren und so die Digitalisierung im gesamten Unternehmen voranzutreiben. Allerdings muss dieser Hebel auch genutzt werden. Der alleinige Fokus auf das Setzen technischer Leitplanken reicht hierzu nicht aus.  

Citizen Development bedeutet letztendlich auch, ambitionierten Anwendenden Vertrauen zu schenken und ihnen neue Möglichkeiten zu eröffnen. Dazu ist häufig ein Umdenken in der IT nötig. Dies betrifft nicht nur die Art und Weise, wie im Unternehmen Software bereitgestellt wird, sondern auch das eigene Rollenverständnis: Die IT muss sich von einer reinen Dienstleisterin des Business hin zur Gestalterin und zum Enabler entwickeln.  

Als Enabler stellt sie geeignete Technologien bereit, damit andere Bereiche die digitale Transformation vorantreiben können. Sie muss die Fachbereiche in die Lage versetzen – also „enablen“ –, diese Technologien entsprechend der Governance zu nutzen. Dann braucht sie nicht mehr alles selbst zu erledigen und kann gemeinsam mit den Abteilungen die Grundlage für Innovationen schaffen. 

Sie muss außerdem als Partner für das Business agieren, wenn komplexere Lösungen umzusetzen sind, und mit dem Fachbereich in „Co-Creation“ gehen: Im Rahmen von Fusion Development wird dann zusammen mit den Fachbereichen an professionellen Lösungen gearbeitet. Erfahrene Softwareentwickler implementieren Komponenten, die Citizen Developer anschließend nahtlos in ihren Werkzeugen nutzen können. 

 

Microsoft bietet die passende(n) Plattform(en)

Diesen Arbeitsmodus unterstützt Microsoft optimal: Das Unternehmen aus Redmond bietet als einziger Anbieter einen durchgängigen Tool-Stack für No-Code-, Low-Code- und Pro-Code-Lösungen. Mit Microsoft Azure und der Microsoft Power Platform stehen zwei sich ergänzende, weltweit bewährte Plattformen für die Entwicklung von digitalen Lösungen bereit.  

Die Microsoft Power Platform umfasst Low-Code-Entwicklungswerkzeuge für Citizen Developer. Dazu gehören die Bestandteile Power Apps, Power BI, Power Pages, Power Automate und Power Virtual Agents. Insbesondere aufgrund der engen Integration dieser Werkzeuge mit weiteren Microsoft 365 Services und anderen Lösungen ist die Power Platform meist erste Wahl zur Erweiterung des digitalen Arbeitsplatzes um Low-Code-Werkzeuge. 

Microsoft Azure ist eine Cloud-Plattform, die mit einer Vielzahl von Services (IaaS sowie PaaS) professionellen Entwicklern eine geeignete technologische Grundlage bietet, um auch komplexeste Lösungen in der Cloud abzubilden. Dabei können bestimmte Services eng mit der Power Platform integriert werden – beispielsweise Azure DevOps. 

Je nach Anwendungsfall können so die passende Plattform gewählt und die benötigten Services kombiniert werden.  

Erfahrene Beratungsunternehmen wie etwa Campana & Schott unterstützen Unternehmen bei allen Aspekten der Einführung der Power Platform: von der Strategie über das technische Set-up, die Entwicklung von Governance und Betriebsmodell bis hin zur organisatorischen Verankerung im Unternehmen über den Aufbau eines Cloud Center of Excellence.  

Im Zuge der Einführung der Power Platform gilt es auch, die künftigen Citizen Developer anzusprechen. Ambitionierte Anwenderinnen und Anwender aus den Fachbereichen werden durch geeignete Maßnahmen zu Citizen Developern ausgebildet, um so ein langanhaltendes Momentum zu generieren.  

Fazit

Die IT allein kann die digitale Transformation der Organisation nicht stemmen. Deutlich größere Früchte erntet das Unternehmen, wenn die IT als Enabler auftritt und mit Hilfe von Citizen Development zusammen mit dem Business die Digitalisierung im gesamten Unternehmen vorantreibt. Die IT setzt die Rahmenbedingungen für Citizen Development, ermöglicht die Skalierung von Prozessen und erhöht die digitale Fitness des Unternehmens. Erfahrene Dienstleister unterstützen sie dabei, als Partner des Business durch die digitale Transformation auch die Innovationskraft des Betriebes zu stärken.  

Inwiefern die IT in deutschen Unternehmen bereits heute als Enabler und Gestalterin wirkt, zeigt das Whitepaper „Die IT am Scheideweg“.  

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