CS: Wer eine Technologie überzeugend vermitteln will, muss sie selbst beherrschen – oder anders gesagt: Was man selbst nicht kennt, kann man nicht glaubwürdig vertreten. Steigen wir darum gleich mal mit einer praktischen Frage ein: Nutzt ihr selbst GenAI-Tools im Arbeitsalltag?
Boris Ovcak: Ja, auf jeden Fall. In meinem Fall, beziehungsweise firmenübergreifend bei CS, ist es u.a. der Microsoft 365 Copilot. GenAI-Tools sind aus meinem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Zwei einfache, aber unglaublich wertvolle Anwendungen erleichtern meine tägliche Arbeit enorm. Erstens: die automatisch generierten Besprechungsnotizen. Sie sind besonders hilfreich, wenn ich an einer Besprechung nicht teilnehmen konnte. Ich bekomme eine kompakte Zusammenfassung, kann wichtige Punkte schnell erfassen und bei Bedarf die Aufzeichnung noch einmal durchgehen. Früher musste ich Kollegen nach Details fragen oder mir Notizen schicken lassen. Zweitens: Die Möglichkeit, vor Kundenterminen schnell relevante Informationen abzurufen. Mit einem einfachen Befehl wie „Zeige mir alle relevanten Geschäftsinformationen zu Kunde X“ spare ich viel Zeit bei der Vorbereitung.
Marco Heid: Ja, ich nutze u.a. Copilot ebenfalls intensiv. Die Meeting-Zusammenfassungen sind ein großer Effizienzgewinn. Besonders hilfreich finde ich aber auch die KI-gestützte Entwurfs- und Coaching-Funktion in MS Outlook. Gerade wenn ich in einer Fremdsprache schreibe, hilft mir Copilot, meine Kommunikation zu verfeinern. Das verbessert die Qualität, zeigt Wertschätzung gegenüber Kunden und macht mich langfristig sicherer im Schreiben. Zudem nutze ich KI bei der Vorbereitung von Workshops – zum Beispiel für Tagesordnungen oder zur Strukturierung von Inhalten aus früheren Projekten.
CS: Blicken wir auf Campana & Schott. Wir begleiten als Technologieberatung nicht nur Kunden bei der Einführung von Microsoft Copilot, sondern haben auch die interne Nutzung in unserem Unternehmen aktiv vorangetrieben. Wie erfolgte die Einführung, welche Herausforderungen gab es und welche Erfahrungen konnten wir dabei sammeln?
Boris Ovcak: Der bewusste Einsatz von GenAI war für uns eine strategische Entscheidung. Unser Ziel war es, Prozesse effizienter zu gestalten, die Qualität unserer Arbeit zu steigern und administrative Aufgaben zu reduzieren. Gleichzeitig wollten wir aus erster Hand erfahren, wie sich GenAI-Anwendungen und der Copilot im Arbeitsalltag bewährt, um dieses Wissen in unsere Beratungsprojekte einfließen zu lassen.
Marco Heid: Wir haben den Prozess ähnlich wie bei unseren Kunden strukturiert: Zunächst haben wir die technischen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, dann mit einer Pilotgruppe getestet und schließlich die Skalierung vorangetrieben. Heute sind fast 80 % unserer Mitarbeitenden durch ein umfassendes Enablement-Programm mit Schulungen und Communities mit der GenAI-Technologie Copilot vertraut.
Die größte Herausforderung bestand darin, die unterschiedlichen Interessen auszubalancieren: Viele wollten so früh wie möglich eine Lizenz und waren ungeduldig, während wir gleichzeitig sicherstellen mussten, dass alle Governance- und Compliance-Vorgaben eingehalten werden. Dank Transparenz und einem strukturierten Projektansatz haben wir diese Balance erfolgreich gemeistert.
CS: Und wie ist das Ergebnis: Würdet ihr sagen, dass GenAI den Arbeitsalltag bei Campana & Schott positiv verändert hat?
Marco Heid: Wir sehen eine hohe Akzeptanz in unserer Organisation. Copilot hat unsere Kundenkommunikation in Vertrieb und Beratung spürbar beschleunigt und vereinfacht. Die Technologie unterstützt uns dabei, Konzepte in unseren Serviceleistungen zu verbessern, und erleichtert die Vor- und Nachbereitung von Meetings – um nur einige Beispiele zu nennen.