Eric Schott: „Ganz herzlich willkommen, die aktuelle Ausgabe vom Schottcast. Es geht diesmal um die 6. Deutsche Social Collaboration Studie. Wir machen die traditionell mit der Uni Darmstadt, Professor Bußmann und Team. Und mit wem könnte ich das besser besprechen als mit dir, Boris? Boris Ovcak, bei uns Partner und der Kopf für Transformation of Work. Boris, herzlich willkommen!“
Boris Ovcak: „Vielen Dank für das liebe Entree, Eric. 2014 – schon neun Jahre her, dass wir die Deutsche Social Collaboration Studie initiiert haben. Wenn wir da noch einmal zurückblicken: wenig Empirie damals vorhanden, die Änderung des Kommunikationsverhaltens eigentlich nur aus dem Consumer-Bereich erforscht, und ich denke, die Erkenntnisse waren wirklich wertvoll. Wir konnten nachweisen, dass der Einsatz von Technologie am digitalen Arbeitsplatz sich lohnt, dass er die Produktivität steigert, dass ein Stück weit die Unternehmenskultur positiv beeinflusst wird. Ja, und heute geht es darum, Ihnen die neuesten Erkenntnisse vorzustellen.“
Eric Schott: „Da freue ich mich sehr drauf. Und da würde ich sagen, gehen wir doch mal auf die Couch zusammen. Ich freue mich ganz dolle, hier in dieser spannenden Umgebung zu sein. Mit meinem Gast verbindet mich die Leidenschaft fürs Fahrradfahren mit den modernsten Geräten oder auch den Vintage Bikes im Hintergrund. Ja, das Thema Hybrid ist ja, man sollte denken, es ist schon überall besprochen, es wird in den Medien rauf und runter zitiert. Ist es auserzählt? Ich glaube nicht. Ich glaube, das Thema Hybrid, haben wir jetzt gerade auch in der Studie gesehen, das hat noch ein paar Überraschungen mitgebracht. Der digitale Arbeitsplatz ist einfach noch nicht so weit, wie wir das eigentlich gerne glauben würden.“
Boris Ovcak: „Ich denke, die Studie liefert ein schön differenziertes Bild. Auf der einen Seite, denke ich, merkt man, dass das Thema digitaler Arbeitsplatz der entscheidende Wettbewerbsfaktor auch gerade jetzt im Kontext von Fachkräftemangel, dass das angekommen ist bei Unternehmen. Auf der anderen Seite Erkenntnisgewinn bedeutet ja noch nicht gleich Umsetzung. Also viele Unternehmen sind einfach gerade noch mitten dabei, an ihrem digitalen Arbeitsplatz zu arbeiten, ich glaube, 1/3 hat ihn schon abgeschlossen, 1/3 ist gerade im Gange und 1/3 ist erst in der Planung angekommen. Da merkt man richtig, von der Erkenntnis bis zur Realisierung, da vergeht dann doch noch ein bisschen Zeit.“
Eric Schott: „Ja, ein ganz zentrales Thema, was viele auch unserer Kunden betrifft, ist das Thema Employee Experience, also die Welt aus Sicht des Mitarbeitenden. Was nervt ihn vielleicht, was hält ihn auf im Alltag und wo kann man da diesen Alltag vielleicht ein bisschen einfacher machen? Und Employee Experience, das fängt an mit vielleicht irgendwelchen Buchungsprozessen, meinem Urlaubsantrag, aber vielleicht auch sich zu informieren. Was gibt es Neues in der Firma? Und ich habe das, ganz ehrlich gesagt, eigentlich gar nicht so zusammengedacht. Wie gehört Employeee Experience und digitaler Arbeitsplatz irgendwie zusammen? Und ich glaube, auch da hat die Studie ja schon wieder einiges gezeigt, oder?“
Boris Ovcak: „Auf jeden Fall. Und ich finde, man kann auch schön die Evolution der letzten zwei, drei Jahre nachvollziehen. Vor zwei, drei Jahren im Rahmen der Pandemie ging es ganz stark um die Zusammenarbeit in den Teams sicherzustellen, auch im dann Neuen Normal Remote Work sicherzustellen. Heute betrachtet man das Thema ein Stückchen breiter. Also, wie kann ich den Mitarbeitenden unterstützen vom ersten Tag an, wenn er in das Unternehmen kommt, wenn er dann beim Arbeitgeber ist, wie versteht er, welche Ziele, welche Gedanken dahinter sind? Wie kann ich das verbinden? Wie kann er sich auch weiterentwickeln? Also man denkt wirklich, die Employee Experience und den digitalen Arbeitsplatz viel breiter.“
Eric Schott: „Ja, zweiter Punkt, den schauen wir uns ja schon etwas länger an, ist das Thema Unternehmenskultur. Wenn ich da von Arbeitsplatz und Unternehmenskultur höre, dann denke ich immer, ja, wir gestalten jetzt andere Räumlichkeiten, wir stellen den Kicker rein oder wir machenden Arbeitsplatz irgendwie physisch attraktiver. Aber ich glaube so richtig, das Potenzial liegt eben nicht im Physischen, sondern im Digitalen, und auch das hat ja die Studie eigentlich schon wieder sehr stark gezeigt.
Boris Ovcak: „Ganz spannend, finde ich. Es wird natürlich sehr viel auf die Führungskräfte projiziert. Wie treten die auf, wie kommunizieren sie, wie transparent ist das, was sie tun? Und da bietet der digitale Arbeitsplatz enormes Unterstützungspotenzial. Auf der anderen Seite braucht es natürlich auch die Unternehmenskultur. Und ich denke, diese Zusammenhänge lassen sich schön auch aus der Studie herauslesen.“
Eric Schott: „Ein Klassiker ist ja auch das Thema Zusammenarbeit. Zusammenarbeit nicht nur in der Abteilung oder im Team, sondern auch über Standortgrenzen hinweg, über Ländergrenzen hinweg. Da ist der digitale Arbeitsplatz ja so eine Art Kommunikationsbeschleuniger, würde ich sagen. Und ich habe den Eindruck, aber da bist du mehr im Thema, dass das auch von den Technologien ganz anders unterfüttert wird.“
Boris Ovcak: „Auf jeden Fall also die Evolutionen vom digitalen Arbeitsplatz, die sehen wir auch bei den Technologieplattformen. Unser Partner Microsoft beispielsweise hat mit der Viva-Plattform entsprechende Module geliefert, die genau diese weiteren Szenarien unterstützen.
Eric Schott: „Ganz spannend, weil, wenn ich das so sehe, ein Trendthema ist ja zum Beispiel das Steuern nach den OKRs und da gibt es jetzt auch die Tools dazu, dass man also wirklich keine Ausrede mehr hat, es nicht zu tun. Wie funktionieren die?“
Boris Ovcak: „Auf jeden Fall! Also wir stellen fest, dass Methoden immer stärker in Technologien überführt werden. Du hast eben das OKR-Thema angesprochen und das Viva-Goals-Modul, was sich dahinter verbirgt. Wir sehen es im Bereich Wissensmanagement bei Viva Topics. Wir sehen richtig, wie HR-Themen dann auch ein Stück weit in die Plattform reingehen. Am Ende ist wichtig, zu verstehen, man braucht die Technologie, man braucht die Methode, man braucht aber auch die Unternehmenskultur, um das dann auch erfolgreich im Unternehmen zu verankern.“
Eric Schott: „Ein Thema, was mir ganz wichtig ist, sind die Frontline Worker, also die Mitarbeitenden ohne Büro, ohne eigenen PC oder Ähnliches. Die arbeiten vielleicht in der Logistik oder im Service, in der Pflege. Und für die ist natürlich die Experience, die Employee Experience, auch ein ganz zentrales Thema. Was sagt denn die Studie dazu?“
Boris Ovcak: „Auf der einen Seite merkt man schon, dass bei allen angekommen ist, der Fachkräftemangel, der betrifft auch die Frontline Worker. Das, glaube ich, ist schon mal ein wichtiger Punkt. Auf der anderen Seite sieht man, dass die Anbindung der Frontline Worker noch ziemlich weit hinter den Information Workern zurückhängt. Vielleicht hat man zu Beginn auch ein bisschen den falschen Weg gewählt, dass man stark versucht hat, über Prozessdigitalisierung quasi Effizienz zu steigern. Ich glaube heute, Stichwort Employee Experience, merkt man, es geht eher darum, die Frontline Worker auch in die Kommunikation einzubinden. Ja, einfach auch mit dem Unternehmen stärker zu vernetzen. Und die positiven Effekte, die man bei den Information Workern sieht, die lassen sich auch bei den Frontline Workern realisieren.“
Eric Schott: „Das heißt, wir haben ein bisschen viel aufs Büro geguckt. Das war vielleicht in der Vergangenheit auch selbstverständlich, aber gerade, wenn es darum geht, Employee Experience, dann ist glaube ich wichtig, dass die Menschen ohne eigenen PC-Arbeitsplatz und die nicht im Büro sind, dass sie sich trotzdem als Teil des Teams fühlen, zugehörig fühlen. Und wir beide wissen ja, Zugehörigkeit hat auch ganz viel mit Information, mit informiert werden zu tun. Und ich glaube, da zeigt die Studie einen ganz guten Weg.“
Boris Ovcak: „Das sind im Grunde die gleichen Themen wie bei den Information Workern. Wir wollen Führungskräfte haben, die transparent kommunizieren, die erreichbar sind und das halt auch über den digitalen Weg. Und Frontline Worker möchten genauso in den generellen Informationsprozess eingebunden sein und wissen, was in ihren Unternehmen vor sich geht.“
Eric Schott: „Ich glaube, dass das auch ganz, ganz wichtig ist, so ein bisschen das Umdenken nämlich. Nicht mehr nur zu sagen, ich habe den Schichtplan, den ich kommuniziere, oder wie die neuen Abrechnungsregeln sind, sondern dass man erzählt, was ist eigentlich gerade ein Topthema vielleicht in der Zentrale? Welche Auswirkungen hat die neue Unternehmensstrategie auf mich persönlich? Und diese Dinge, die vielleicht nicht das Operative im Alltag, aber eben das Wohlbefinden im Alltag ganz maßgeblich prägen.“
Boris Ovcak: „Spätestens seit November letzten Jahres mit der Veröffentlichung von ChatGPT ist ja Künstliche Intelligenz, AI, in aller Munde. Eric, ich weiß, du blickst immer gern nach vorn, wie Innovationen auch die Zusammenarbeit in Zukunft ausgestalten werden. Was sind so deine Gedanken?“
Eric Schott: „Aus meiner Sicht wird das gar nicht so der ‚Big Bang‘ werden. Ich glaube nicht, dass AI jetzt gerade unsere tägliche Arbeit auf einmal von Grund auf verändert. Was ich spannend finde und wo wir, glaube ich, auch in der Beratung ansetzen sollten, ist, KI wird schleichend Stück für Stück in den Arbeitsalltag reinkommen. Es werden sich praktisch jeden Tag irgendwelche Dinge leicht verändern und vielleicht auch Arbeiten abgenommen werden und darauf müssen wir uns einstellen: Wie kann ich damit umgehen? Was davon will ich auch wirklich akzeptieren? Merke ich überhaupt diese kleinen Veränderungen? Ich glaube, das ist der ganz große Hebel, den wir haben.“
Boris Ovcak: „Stichwort schleichender Einstieg von KI in den Arbeitsalltag. Ich meine, es war 2018, als ein Stück weit die jetzt verfügbaren Innovationen auf der Microsoft Ignite vorgestellt wurden. Ganz spannend finde ich immer, wenn man das dann in Use Cases überträgt und ein bisschen weggeht von der allgemeinen Technologie zu: Was kann ich konkret damit anfangen? Welche Use Cases hast du direkt im Kopf?“
Eric Schott: „Na ja, also wir arbeiten sehr viel mit Teams. Teams ist ja auch ein zentraler Bestandteil des digitalen Arbeitsplatzes in vielen Unternehmen. Und ich bin manchmal nicht immer ganz pünktlich. Wenn ich dann später in so ein Teams Meeting reingehe und ich kriege eine Zusammenfassung – was ist in den ersten zehn Minuten passiert? –, dann brauche ich gar nicht nachfragen, sondern das System erkennt, ich bin zehn Minuten zu spät, typisch Schott, und dann kriege ich aber eine Zusammenfassung. Vielleicht wurden schon ein paar Sachen beschlossen. Es gibt vielleicht irgendwelche Aufgaben für mich und ich sehe das direkt im Prompt daneben. Also das ist eine Sache, da freue ich mich auch richtig drauf.“
Boris Ovcak: „Es sind dann ja eigentlich die kleinen Helferlein, die vieles bewirken werden. Für mich wirklich eines der spannenden Themen: Wie kann ich aus dem Meeting-Protokoll die Task-Liste direkt ableiten? Heute braucht man typischerweise noch Menschen, die das für einen machen, morgen kann es vielleicht die KI übernehmen.“
Eric Schott: „Ganz spannend ist ja, KI ist auch nur eine Technologie wie jede andere und man sollte sich überlegen, wo setze ich die ein? Aber das ist ja nicht Neuland für uns.“
Boris Ovcak: „In der Tat, es sind die gleichen Kochrezepte. Ich glaube, man tut gut daran, erst mal das Warum zu hinterfragen, dann ein Stück weit die Use Cases zu definieren. Am Ende ist es natürlich ganz stark auch ein Enablement, dass Menschen verstehen, wie sie damit arbeiten können. Und wir alle sind ja nicht besonders affin, was Veränderungen betrifft, also den Change begleiten, ein bisschen die Ängste, die Sorgen nehmen, ich glaube, das ist auch ganz zentral. Es sind die gleichen Themen, die den digitalen Arbeitsplatz schon vor fünf, acht Jahren begleitet haben. Jetzt einfach nur mit einem neuen Technologiesprung.“
Eric Schott: „Ja, in der Schweizer Studie über den digitalen Arbeitsplatz der Zukunft sehr interessante Befunde: Die Unternehmen sind da eigentlich 10 % weiter schon. Sie sind weiter fortgeschritten, haben mehr digitale Arbeitsplatzprojekte abgeschlossen. Es gibt bestimmte Branchen wie zum Beispiel Prozess- oder Pharmaunternehmen, die sind noch mal besonders weit, da sind praktisch 2/3 schon fertig mit ihrem digitalen Arbeitsplatz. Ich habe einfach den Eindruck, dass viele Schweizer Unternehmen etwas innovationsfreudiger sind als die Nachbarn. Deckt sich das mit deinen Beobachtungen? Wo kann man Innovationen gestalten?“
Boris Ovcak: „Die Studie zeigt schon, dass Schweizer Unternehmen in der Journey 1 bis 2 Jahre vor den Deutschen stehen und das hat natürlich dann auch den Effekt, dass man innovativere Themen, innovative Technologien früher angehen kann, als es vielleicht hierzulande der Fall ist.“
Eric Schott: „Tja, das war‘s dann schon! Das ging jetzt schnell! Das war die aktuelle Ausgabe vom Schottcast. Wir haben uns mit dem digitalen Arbeiten der Zukunft beschäftigt. Wir haben die Ergebnisse der 6. Deutschen Social Collaboration Studie besprochen und ich bedanke mich ganz, ganz herzlich bei dir, Boris, für das Gespräch.“
Boris Ovcak: „Vielen Dank für die Einladung. Hat viel Spaß gemacht.“