04.04.2024

Wie Kulturwandel die nachhaltige Transformation zum Erfolg bringt

Die nachhaltige Transformation in Unternehmen wird vom Kulturwandel vorangetrieben und eine nachhaltige Unternehmenskultur bildet die Grundlage für einen langfristigen Erfolg.

Culture eats Strategy for breakfast. Der berühmte Satz von Managementberater Peter Drucker ist mittlerweile Jahrzehnte alt, fast jeder hat ihn schon einmal gehört. Und dennoch, so ist mein Eindruck als Organisationspsychologe, wird er auch heute noch in Unternehmen wenig verstanden und ist nur selten handlungsleitend. Organisationsentwicklung und Change Management sind in der Regel die Bereiche, an denen in Projekten am ehesten gespart wird wenn es eng wird. Und das, obwohl Investitionen hier oft einen enormen Return on Investment besitzen, falls die richtigen Methoden zum Einsatz kommen.[1][2]

Nehmen wir zur Organisationskultur nun noch Nachhaltigkeit hinzu, haben wir schon zwei Begriffe, die so groß und unscharf sind, dass sie riesige Interpretationsspielräume zulassen. In beiden Themenfeldern begegnen mir in meiner Arbeit häufig Missverständnisse und Unsicherheiten, diese möchte ich mit diesem Text aus der Welt schaffen. Denn nicht nur sind beide Themen absolut zentral für die Weiterentwicklung unserer Unternehmen, sie hängen auch untrennbar miteinander zusammen. Echte Nachhaltigkeit erwächst aus einer bestimmten Kultur. [4][5] Und eine zukunftsfähige Kultur braucht Nachhaltigkeit.

Definition einer nachhaltigen Organisationskultur:

Eine Kultur, deren Mitglieder gemeinsame Überzeugungen teilen über die Bedeutung, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen wirtschaftlicher Effizienz, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung zu erreichen. [3]

Unternehmenskultur ermöglicht Nachhaltigkeit

Fast alle Unternehmen sehen sich derzeit mit der Herausforderung konfrontiert, nachhaltig werden zu müssen. Eine umfassende Transformation unserer Wirtschaft ist nötig, um unseren Planeten und unsere Gesellschaft lebenswert zu erhalten. Doch die Umsetzung stößt oft auf eine ganze Reihe komplexer Probleme. Das Spannungsfeld zwischen Wachstumsstreben, Effizienzsteigerung, ökologischer und sozialer Verantwortung scheint kaum auflösbar. Und so konzentrieren sich viele Unternehmen auf das Nötigste: die Vorbereitung auf die künftig verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung. Und die meisten beschränken sich hierbei auf die Steigerung von Prozesseffizienz und die Einführung von IT-Tools, was hoffentlich alle Probleme lösen möge. Das ist pragmatisch und scheint finanziell das Sinnvollste zu sein. Doch im Hinblick auf die nachhaltige Transformation greift diese Strategie viel zu kurz. Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz, um die ESG-Performance fundamental und langfristig zu verbessern. Doch wie kann ein solcher aussehen?

Das Zauberwort heißt Kulturwandel. Ist Nachhaltigkeit erst ein fester Bestandteil der Werte, Grundannahmen, Denkweisen und Handlungslogiken eines Unternehmens geworden, nimmt die Transformation Fahrt auf. Was nicht bedeutet, dass sie in kurzer Zeit und ohne Probleme abgeschlossen werden kann. Kulturveränderungen sind von Natur aus komplex und nicht genau vorhersagbar. Ein Unsicherheitsfaktor, der Unternehmen häufig veranlasst, lieber in mäßig ausgeführtes, aber immerhin zielorientiertes Change Management zu investieren, anstatt in prozessorientierte Organisationsentwicklung.

Doch nur Letztere ermöglicht den fundamentalen Wandel, den es für die erfolgreiche nachhaltige Transformation braucht. Und diese ist zweifellos kosteneffizient. Denn Mikromanagement durch die obere Führungsetage wird obsolet, sobald das mittlere Management und Mitarbeitende das nötige Wissen und die Verantwortung erhalten, Nachhaltigkeit und Geschäftsinteressen miteinander zu verbinden. So kann ein langfristig tragfähiges nachhaltiges Wirtschaftsmodell entstehen. Um diesen Zustand zu erreichen, gibt es kein Patentrezept, das für jedes Unternehmen gleichermaßen gilt. 

Werfen wir einen Blick in den Methodenkoffer der Organisationsentwicklung. Der ist teils noch älter als Druckers Zitat und mitunter ebenso wenig verstanden. Richtig angewendet aber, ermöglicht unsere Methodik, jedem Unternehmen – egal wie alt oder jung, groß oder klein – für sich eine nachhaltige Kultur zu gestalten.

Wie Unternehmen eine nachhaltige Kultur entwickeln

Die nachhaltige Transformation ist hochkomplex und bedarf der Integration vieler Abteilungen und Unternehmensebenen. Zentrale Steuerung und Entscheidungen, die ausschließlich in der Chefetage stattfinden, sind daher in großen Unternehmen nicht nur ineffizient, sondern stehen dem langfristigen Erfolg im Weg. Stattdessen braucht es dezentralisierte Kompetenzen und Prozesse.

Dabei sollte auf die Stärken der vorhandenen Kultur aufgebaut werden. Für den Großteil der deutschen Arbeitnehmer:innen ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen: 40 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland halten es für wahrscheinlich, ihren Job zu kündigen, wenn der Arbeitgeber gegen Nachhaltigkeitskriterien verstößt.[6] Setzen Unternehmen hier mit den richtigen Mitteln an, kann mit überschaubarem Aufwand nicht nur das gesamte Unternehmen auf einen nachhaltigen Kurs gebracht werden, sondern auch das psychologische Empowerment der Mitarbeitenden wird deutlich gesteigert. 

Psychologisches Empowerment setzt sich aus vier Facetten zusammen. Es handelt sich um das Erleben von Kompetenz, Bedeutsamkeit, Einfluss und Selbstbestimmung während der Arbeit. Zusammen ergeben diese ein besonderes Gefühl gegenüber der Arbeitsrolle, welches die Mitarbeitenden proaktiver werden lässt. [7]

Campana & Schott begleitet seit vielen Jahren Unternehmen bei diesem Wandel. Zwei unserer Methoden, deren Erfolg für die Etablierung einer nachhaltigen Unternehmenskultur ich in zahlreichen Projekten beobachten durfte, möchte ich kurz vorstellen.

1. Sustainable Purpose Workshop

Dieser Workshop stellt den Startschuss für die nachhaltige Transformation eines Unternehmens dar. Darin kommen Führungskräfte und Mitarbeitende zusammen, um ein gemeinsames Verständnis über Nachhaltigkeit und deren Bedeutung für ihr Unternehmen zu entwickeln. Neben einer psychologisch begleiteten Analyse der Stärken der bestehenden Kultur, werden eine Zielvision für das Unternehmen und die Schritte zu deren Erreichung erarbeitet. Dieses Verständnis gemeinsam zu entwickeln, über Hierarchiestufen hinweg, ist ungemein kraftvoll und der Grundstein für einen erfolgreichen Wandel.

2. Sustainability Community

Wir setzen auf unser langjährig bewährtes Community Konzept, um einen großen Teil der Belegschaft in Nachhaltigkeit zu engagieren und ihr Innovationspotential deutlich zu steigern. Und das, ohne aufwändige Steuerung durch das Management. Die Community ist in der Regel selbstorganisiert und bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, sich Wissen anzueignen, dieses in die Organisation zu tragen, kreative Ideen zu entwickeln und Prozesse gemeinschaftlich zu verbessern. Abteilungsübergreifend werden Silos aufgebrochen und Wissensträger an einen Tisch gebracht, die neue Perspektiven und Lösungen für Nachhaltigkeitsprobleme finden. Die Beteiligungskultur in der Community wirkt insbesondere in älteren, etablierten Unternehmen wahre Wunder.

Beide Methoden können das psychologische Empowerment der Mitarbeitenden maßgeblich steigern. Dieses hat messbare positive Konsequenzen u. a. auf die Zufriedenheit, das Innovationsverhalten und die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden.[8][9][10] Diese wiederum zahlen direkt auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens ein. So wird die Investition in die zuvor abstrakte Unternehmenskultur zum eindeutigen Business Case.

Eine nachhaltige Unternehmenskultur ist notwendige Bedingung für eine erfolgreiche, kosteneffiziente Transformation. Sie löst die Herausforderungen, vor denen Unternehmen heute stehen, nicht über Nacht. Aber sie ermöglicht echten Wandel, der Probleme nicht isoliert, sondern ganzheitlich adressiert. Nur damit können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherstellen.

Wir haben Ihr Interesse an den zwei geschilderten Methoden oder der Organisationsentwicklung im Allgemeinen geweckt?


Gemeinsam finden wir auf Ihr Unternehmen zugeschnittene Maßnahmen, die Ihre nachhaltige Transformation zum Erfolg bringen.

Sprechen Sie mich gerne an

Autor

Johannes Kraus

Senior Consultant

Quellen:

[1] Badura, B. (2017). Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. Springer Berlin.

[2] Reino, A., Rõigas, K., & Müürsepp, M. (2020). Connections between organisational culture and financial performance in Estonian service and production companies. Baltic Journal of Management, 15(3), 375-393.

[3] Bertels, S., Papania, L., & Papania, D. (2010). Embedding sustainability in organizational culture. A systematic review of the body of knowledge. London, Canada: Network for Business Sustainability, 25.

[4] Laloux, F. (2014). Reinventing organizations (Vol. 58). Brussels: Nelson Parker.

[5] Baumgartner, R. J. (2009). Organizational culture and leadership: Preconditions for the development of a sustainable corporation. Sustainable development, 17(2), 102-113.

[6] https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/fachkraeftemangel-klimawandel-kuendigung-umweltschutz-100.html

[7] Spreitzer, G. M. (1995). Psychological empowerment in the workplace: Dimensions, measurement, and validation. Academy of management Journal, 38(5), 1442-1465.

[8] Schermuly, C. C., Schermuly, R. A., & Meyer, B. (2011). Effects of vice‐principals' psychological empowerment on job satisfaction and burnout. International Journal of educational management, 25(3), 252-264.

[9] Schermuly, C. C., Meyer, B., & Dämmer, L. (2013). Leader-member exchange and innovative behavior. Journal of Personnel Psychology.

[10] Schermuly, C. C., & Meyer, B. (2016). Good relationships at work: The effects of Leader–Member Exchange and Team–Member Exchange on psychological empowerment, emotional exhaustion, and depression. Journal of Organizational Behavior, 37(5), 673-691.