11.06.2024

Erfolg durch Transparenz: CO2-Management für Unternehmen

In der heutigen Geschäftswelt ist CO2-Management nicht nur eine Option, sondern eine zwingende Notwendigkeit, um Umweltauflagen zu erfüllen und nachhaltiger zu agieren. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei der Aufbau eines soliden Datenmanagements für Emissionsdaten.

Wenn ich mich an eine Sache aus meinem Bachelor-Studium erinnern kann, dann an einen Spruch meines Statistik-Professors, den er wie ein Mantra immer wiederholt hat: „You can’t manage what you can’t measure.“ Heute, einige Jahre später, bin ich beeindruckt, wie unverändert relevant dieser Satz geblieben ist – ja, er ist sogar aktueller denn je! 

Warum CO2-Management jetzt unverzichtbar ist

In der heutigen Geschäftswelt ist ein umfangreiches CO2-Management nicht nur eine Option, sondern eine zwingende Notwendigkeit. Die Klimakrise zwingt Unternehmen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, um nachhaltiger und verantwortungsbewusster zu agieren, Warum? 

Umweltgesetze

Es geht um die Einhaltung strenger Umweltgesetze, die Unternehmen verpflichten, ihre Emissionen zu überwachen und zu senken.

Wettbewerbsfähigkeit

Ein starkes CO2-Management-System erhöht die Wettbewerbsfähigkeit, da Kunden und Investoren zunehmend nachhaltige Praktiken erwarten.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor im CO2-Management, der oft unterschätzt wird, ist der Aufbau eines soliden Datenmanagements für Emissionsdaten. Präzise Datenerfassung ermöglicht es Unternehmen, ihre Emissionen genau zu analysieren und gezielte Maßnahmen zur Reduktion zu ergreifen. Ohne zuverlässige Daten können sie weder ihre Fortschritte messen noch effektive Strategien entwickeln. Hier spielt die richtige Software eine entscheidende Rolle. Die Auswahl der passenden Softwarelösung ist entscheidend, um Emissionsdaten effizient zu erfassen, zu verwalten und zu analysieren. Moderne Softwarelösungen bieten Tools zur Echtzeitanalyse, Prognosefunktionen und Berichterstattung, die Unternehmen unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.  

CO2-Management ist somit nicht nur ein Akt der Verantwortung, sondern auch ein strategischer Vorteil, der durch gutes Datenmanagement und die richtige Software unterstützt wird. Indem Unternehmen jetzt handeln und in diese Bereiche investieren, sichern sie ihre Zukunftsfähigkeit und tragen aktiv zur Bekämpfung des Klimawandels bei.

Doch was genau bedeutet CO2-Management im Unternehmenskontext?  

Die Grundlagen eines umfänglichen CO2-Managements

CO2-Management und Emissionsmanagement umfassen die systematische Überwachung, Reduktion und Kompensation von Treibhausgasemissionen (THG) eines Unternehmens, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

  • CO2-Management konzentriert sich speziell auf die Reduktion von Kohlendioxid-emissionen (CO2), dem Haupttreibhausgas, das zum Klimawandel beiträgt. Es beinhaltet die Erfassung und Kontrolle von CO2-Emissionen aus direkten Quellen (Scope 1), indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie (Scope 2) und weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3).  
  • Emissionsmanagement hingegen umfasst alle THG, einschließlich Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O) und fluorierte Gase. Allerdings werden diese in der CO2-Bilanzierung eines Unternehmens normalerweise in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet, um die Klimawirkung der verschiedenen Gase vergleichbar zu machen.  


Beide Managementsysteme zielen darauf ab, die Umweltbelastung eines Unternehmens zu minimieren, jedoch ist Emissionsmanagement umfassender und berücksichtigt eine breitere Palette von Treibhausgasen. Für den Aufbau eines umfangreichen Emissionsmanagements sollten sich Unternehmen auf etablierte Rahmenwerke wie dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) stützen, denn dieses bietet umfassende Richtlinien zur Erfassung, Berichterstattung und Reduktion von Treibhausgasemissionen.

In 4 Schritten zur CO2-Bilanz von Unternehmen

Wie fangen Unternehmen jetzt am besten an? Eine Möglichkeit, den Status quo der Emissionen zu bestimmen, ist die Berechnung des Corporate Carbon Footprint (kurz CCF), also der CO2-Bilanz eines Unternehmens. Dazu folgt das Unternehmen vier Schritten.

1. Emissionsquellen kartieren

Um den Corporate Carbon Footprint zu messen, werden zunächst die Emissionsquellen innerhalb eines Unternehmens identifiziert. Als Unterstützung kann das Greenhouse Gas Protocol dienen, und das Ergebnis ist eine Datenlandschaftskarte, die einen Überblick über Herkunft und Verfügbarkeit der benötigten Kennzahlen gibt.

Beispiel: Teil der Scope-2-Emissionen ist die erworbene Elektrizität. Dieser Datenpunkt kann direkt über die Stromabrechnung erhalten werden, die in einem Unternehmen häufig über das Immobilienmanagement oder die Finanzabteilung eingesehen werden kann.

2. Aktivitätsdaten messen

Im nächsten Schritt werden die Rohdaten, sogenannten Verbrauchs- und Aktivitätsdaten, für einen bestimmten Zeitraum und eine vorher definierte Systemgrenze erhoben und gesammelt. Die Systemgrenze legt fest, welche Teile des Unternehmens und welche Emissionsquellen berücksichtigt werden, um eine konsistente und nachvollziehbare Erfassung und Berichterstattung zu gewährleisten.

Beispiel: Für das Bezugsjahr 2023 werden die Stromverbräuche aller vorher definierten Gebäude und eventuellen Tochtergesellschaften des Unternehmens miteinbezogen.

3. Emissionsfaktoren verknüpfen

Um aus den Aktivitätsdaten des Unternehmens die Emissionen berechnen zu können, müssen sie mit Emissionsfaktoren verknüpft werden. Ein Emissionsfaktor ist ein quantitativer Wert, der die Menge an Treibhausgasemissionen angibt, die pro Einheit einer Aktivität freigesetzt werden. Emissionsfaktoren beruhen auf empirischen Daten und wissenschaftlichen Studien und werden z. B. von Umweltbehörden oder Branchenverbänden veröffentlicht.

Beispiel: Um die Emissionen aus dem Stromverbrauch zu berechnen, multipliziert man den Stromverbrauch in kWh mit dem Emissionsfaktor für Strom (kg CO2e/kWh).

4. Emissionen berechnen

Durch den Einsatz unterschiedlicher Berechnungsmodelle werden aus Aktivitätsdaten und Emissionsfaktoren die tatsächlichen Emissionen der Unternehmensaktivität berechnet. Das Ergebnis ist ein innerhalb der Systemgrenzen vollständiges Emissionsinventar des Unternehmens für einen bestimmten Zeitraum – der Status quo.

Beispiel: Im Jahr 2022 wurde der CO2-Emissionsfaktor für den Strommix in Deutschland auf 434 Gramm pro Kilowattstunde geschätzt (Quelle: Umweltbundesamt).

Die Bestimmung des Status quo ist nur der erste, aber ein entscheidender Schritt hin zu einem erfolgreichen Emissionsmanagement. Als Nächstes werden realistische und ambitionierte Reduktionsziele festgelegt, die mit einem entsprechenden Monitoringsystem überwacht und gesteuert werden können. Hierzu gehören Maßnahmen zur Energieeffizienz, Umstellung auf erneuerbare Energien und die Optimierung von Produktionsprozessen. Es gibt immer Emissionen, die nicht vermeidbar sind. Hier können Unternehmen in Klimaschutzprojekte investieren, um ihre verbleibenden Emissionen zumindest auszugleichen.

Dieser gesamte Prozess erfordert einen enormen manuellen Aufwand. Um als Unternehmen wertvolle Zeit in die Datenanalyse statt in die mühsame Datenerfassung zu investieren, ist der Einsatz modernster Technologien unverzichtbar. Auf was es hier ankommt und welche Technologien sich dafür eignen, erfahren Sie im nächsten Artikel. 

Autorin

Lea Kraus

Senior Consultant - Business Sustainability