18.04.2023

Keine Cloud Journey ohne Roadmap!

Zwei Wege, ein Fahrplan, ein Ziel.

So gut wie die Vision einer Cloud-first-Strategie klingt, umso schwieriger stellt sich ihre Konkretisierung dar. Nachdem wir in den vorausgegangenen Beiträgen bereits die Cloud Journey selbst und das Envisioning beleuchtet haben, befassen wir uns heute mit der Entwicklung einer Roadmap. In der Entwicklung einer Roadmap für die Migration steckt der größte Aufwand der gesamten Cloud Journey. Das Ergebnis ist erfolgsentscheidend!  

Eine Roadmap mit Meilensteinen und geplanten Ressourcen ist ein wesentliches Instrument für die Stakeholder-Kommunikation. Diese schafft Transparenz über den Zeitraum, die Initiativen und die Auswirkungen auf die Organisation. Mit der Roadmap zum Beispiel in der Form eines GANTT-Charts wird die Cloud-Migration für die involvierten Personen zum ersten Mal begreifbar, wohingegen sich in der Vision oft leere Worthülsen wiederfinden. 

Die Ausarbeitung der Roadmap und die Erfassung von qualitativen und quantitativen Informationen der Infrastruktur stellen den höchsten Zeitaufwand dar. An der Masse an Informationen, Daten, Abhängigkeiten und Möglichkeiten kann man leicht verzweifeln, obwohl zahlreiche Assessment Tools eine einfache Aufbereitung und Entscheidungsvorlage für die Migration versprechen.  

In der Realität treffen objektive Daten über Server-Betriebssysteme, CPU-Auslastung sowie Memory auf lieblos gepflegte Datenbanken mit Informationen über zugehörige Applikationen, deren Verantwortlichkeiten und die geplante Betriebsdauer. Die Sammlung von Informationen über die Applikationen und die Identifikation von Service- oder Applikationsverantwortlichen dauert oft Monate. Dafür braucht es Zeit und Ressourcen, um Interviews zu führen, Informationen zu recherchieren und diese in der Datenbank oder CMDB nachzupflegen. Monate – ohne sichtbare Ergebnisse für die IT-Organisation und den Vorstand, die es für das Cloud-Migrationsvorhaben zu begeistern gilt.  

Die Entscheidung

Folglich tut sich hier aus unserer Sicht ein Scheidepunkt auf:  

Die Rückbesinnung auf die Vision „Rechenzentrum ablösen aufgrund des ablaufenden Mietvertrags“ oder den Ausbau des digitalen Servicegeschäfts mit dem Public-Cloud-Serviceangebot hilft bei der Entscheidung, wie die Roadmap gestaltet werden kann.  

Je nach Vision gibt es zwei Ansätze für die Bildung der Roadmap. In beiden Ansätzen bedarf es einer Analyse und Betrachtung der applikationszugehörigen Server- und Datenbanksysteme. Sie unterscheiden sich jedoch in der Herangehensweise.  

Beim holistischen Ansatz steht zu Beginn eine quantitative Analyse der zu migrierenden Server- und Datenbankinfrastruktur an, um ein umfassendes Gesamtbild zu erschaffen. Dies geschieht automatisiert mithilfe von Tools wie z. B. Azure Migrate. Als Ergebnis erhält man ein Serverinventar und zugehörige Leistungsdaten. Azure Migrate zeigt zum Beispiel, wie viele der erfassten virtuellen Maschinen ohne weitere Konfiguration migriert werden können und wie viel der Betrieb in der Cloud kosten würde. Wenn es darum geht, das Investment in neue Hardware und die Verlängerung des Rechenzentrum-Mietvertrages zu vermeiden, dann braucht es eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Infrastruktur in ebendiesem. 

Im Anschluss erfolgt die Applikationsanalyse. Hier empfiehlt es sich erfahrungsgemäß zunächst, diejenigen Applikationen von einer Cloud-Migration zu disqualifizieren, welche sich aufgrund regulatorischer Anforderungen, Latenzanforderungen oder aufgrund ihrer Komplexität nicht für die initiale Migration eignen, sondern eine spezielle Betrachtung zu einem späteren Zeitpunkt erfordern.  

Im Ergebnis gibt es für jede Applikationsgruppe einen Migrationspfad. Anhand dessen verdeutlicht sich der Begriff „Cloud Journey“, da bei vielen Applikationen die Transformation in moderne Architekturen erst angegangen wird, nachdem diese bereits in die Cloud migriert wurden. 

Im Gegensatz zum holistischen Ansatz werden beim pragmatischen Ansatz einzelne Applikationsgruppen betrachtet. Auch hier können Tools wie Azure Migrate genutzt werden, um ausschließlich gewisse Server-Cluster zu scannen. Der Fokus liegt jedoch auf der qualitativen Betrachtung der Anwendung, welche über einen begrenzten Zeitraum erfolgt. Dieses Vorgehen empfiehlt sich besonders, um anhand der Migration einer Applikation die Vorteile der Public Cloud in der Organisation zu demonstrieren. Die Wahl einer Applikation in Verantwortung der IT vereinfacht den Analyseprozess zusätzlich, hat jedoch oftmals weniger Außenwirkung.  

Wir empfehlen diesen Ansatz folglich für Unternehmen, die zunächst erste Schritte erproben möchten und in denen die IT zeitnah Ergebnisse an den Vorstand liefern muss.  

Gegenüberstellung der Chancen und Risiken der beiden Ansätze

  Pragmatisch Holistisch
Chancen - Zeitnahe Realisierung eines Mehrwerts für das Business (Time-to-Market)

- Hohe Lerngeschwindigkeit über produktive Workloads

- Zugang zu innovativen Technologien ohne Anpassung der IT-Gesamtarchitektur
- Optimierung der mittelfristigen Finanzplanung (CAPEX zu OPEX)

- Sicherstellung der Migration von abhängigen Workloads

- Verbesserung der Transparenz über die IT-Infrastruktur dank der toolbasierten Analyse
Risiken - Geringer Beitrag zur Erreichung einer Gesamtkostenreduzierung in der IT

- Performanceprobleme durch über verschiedene Rechenzentren verteilte Applikationen

- Nachgelagerte Plattformanpassungen und Inkonsistenzen aufgrund der Anforderungen späterer Applikationen
- IT-kostengetriebene Roadmap ohne sichtbaren Nutzen für das Geschäft

- Ausstehende Erfolgsgeschichten für die Kommunikation der Cloud Journey gefährden Akzeptanz des Migrationsprogramms

- Risiko der fehlenden Ressourcen für den Cloud-Plattformbetrieb

Die Roadmap als strategisches Kommunikationsinstrument

Je nach Wahl des Ansatzes kann nun in einer Roadmap das Vorgehen veranschaulicht werden. Sobald der Entwurf steht, sollte dieser durch die Führungsebene unter Beteiligung von Vertretern aus IT und den Fachbereichen verabschiedet werden.
 
Im Anschluss kann anhand der Roadmap der Fortschritt der Applikationsanalyse und späteren Migration visualisiert und kontinuierlich kommuniziert werden - und schon ist er fertig, Ihr Fahrplan für die Cloud Journey!   

Autorin

Simone Eichler

Head of Cloud Platforms

Weiterführende Inhalte

Cloud Center of Excellence
Auf dem Weg in die Cloud